Die Idee, dass ein Medium im Sinn des „apparare“ etwas zum Vorschein bringt, das es ohne das Medium (noch) nicht gab und somit eine neue Erfahrungswelt eröffnet, prägt seit Mitte der 90er Jahre auch die medienpädagogischen Leitfrage: Fortan werden Medien unter dem Aspekt untersucht und diskutiert, in wie weit sie Handlungsmöglichkeiten erschließen, kommunikative und ästhetische Erfahrungen ausbilden bzw. erweitern.
Medien bleiben weder gegenüber dem, was sie vermitteln noch gegenüber dem, der sie anwendet, wie ein Werkzeug äußerlich, sondern bewirken neue Welterfahrungen und entfalten Fähigkeiten in der Performanz gesellschaftlicher Praktiken. Der angemessene und erfolgreiche Umgang mit den Medien -Medienkompetenz- ist stets in Alltagssituationen eingebunden, auf soziale Handlungspotentiale und kulturelle Wahrnehmungsmuster bezogen.
Medien eignen sich daher bestens, um das Verhalten in interkulturellen Situationen aufzuzeigen und den Erwerb interkultureller Kompetenz zu unterstützen. Insbesondere Jugendliche werden für die Auseinandersetzung mit neuen Inhalte gewonnen, wenn sie auf dem Stand ihrer Medienkompetenz abgeholt werden und über den vertrauten, alltäglichen Umgang mit Internet, Mobiltelefon, Digitalkamera den Zugang zu neuen Themen und Perspektiven finden.
Sich z.B. mit der (Mobilfon)-Kamera auf „Spurenlese“ im eigenen Alltag zu begeben, lässt Eigenes wie Fremdes aufmerksam wahrnehmen. Techniken wie Kontrolle emotionaler Betroffenheit, Achtsamkeit, Empathiefähigkeit und Persepktivenwechsel für den angemessenen Umgang in interkulturellen Situationen werden durch diese Erfahrungen unterstützt.
vgl. Sybille Krämer, Das Medium als Spur und als Apparat, in: id. (ed) Medien, Computer, Realität, 2.Aufl. 2000, p. 73-94